Mit Sag nicht, wer du bist! untermauert Jung-Regisseur Xavier Dolan die Rechtfertigung seines Titels als Regie-Wunderkind. Es ist der erste Thriller seiner jungen Karriere, obwohl man meinen könnte, dass der Frankokanadier bereits Übung in diesem Genre hatte. Der Film basiert auf einem Theaterstück von Michel Marc Bouchard.
Gewalt und Psychoterror vermischen sich mit Anziehung
Für die Beerdigung seines Geliebten Guillaume reist Tom, ein junger hipper Werbetexter, in dessen Heimatort. Auf der tristen Farm angekommen, werden alle Erwartungen des Trauernden zerschlagen: Niemand erwartet ihn, die Mutter weiß nichts von der Homosexualität ihres Sohnes geschweige denn seiner Beziehung zu Tom. Zudem erscheint plötzlich Guillaumes Bruder, von dessen Existenz wiederum Tom nichts wusste. Bruder Francis wird dem Nichtsahnenden noch zum größten Verhängnis: Um die Mutter nicht zu beunruhigen, zwingt Francis Tom mithilfe von Gewalt und Psychoterror, ein Lügennetz um seine wahre Identität und die des toten Bruders zu spinnen. Letztlich wird sogar eine Kollegin von Tom zur Farm geordert, welche die trauernde Freundin Guillaumes spielen soll. Der junge Mann verläuft sich vollkommen, als sich zwischen ihm und Bruder Francis ein Wechselspiel zwischen Gewalt und Anziehung entwickelt. So wird Tom immer tiefer in die rätselhaften Strukturen der Farm hineingezogen…
Hauptthema von Sag nicht, wer du bist! ist Frage nach Identität
Xavier Dolan konnte es erneut nicht bei der Führung der Regie belassen, sondern übernahm auch das Drehbuch, die Hauptrolle und die Montage. Zentrales Thema des Films ist die Frage nach Identität, nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Homosexualität. Als besonders spannend erweist sich dabei die Entwicklung der Figur Tom. Denn die Formbarkeit und Manipulierbarkeit seines Charakters lassen die Geschichte in ungeahnte Richtungen laufen… Der vierte Film von Dolan ist wohl sein bisher klassischster: Es lassen sich typische Thriller-Elemente in Musik und Montage erkennen. Der Vorteil bei Altbewährtem ist eben, dass es wirkungsvoll ist. Ein aufregender, ästhetischer Thriller!
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Bild: ARTE France / © Clara Paladry