< 'Miete essen Seele auf' berichtet über die Verdrängung in Kreuzberg

Miete essen Seele auf | arte

Stephanie | 24. November 2016

Kein fließendes Wasser in der Küche, stinkende Abflüsse, Schimmel – und eine dreifache Mieterhöhung. Dies sind Lebensumstände in Sozialwohnungen der Skalitzerstraße im Berliner Stadtteil Kreuzberg, die eine junge Bewohnerin beschreibt. Und gegen die sie gemeinsam mit anderen AnwohnerInnen protestiert.

Die Mietergemeinschaft Kotti & Co baute 2012 in einer Nachtaktion aus Europaletten eine Hütte beim Kottbusser Tor, die sie „Gecekondu“ nannten. Das bedeutet auf Türkisch „über Nacht erbaut“. Gecekondu ist zu einem Verhandlungsort für Stadtentwicklung und einem Treffpunkt für AnwohnerInnen geworden, die sich gegen die Mieterhöhungen mobilisieren wollen. Die Mission vereint Menschen mit unterschiedlichen Biographien und von unterschiedlicher Herkunft. Einige leben und arbeiten seit über 40 Jahren in Kreuzberg. In Gecekondu sitzen sie nebeneinander, erzählen sich Geschichten von ihrem Leben am Kottbusser Tor oder planen die nächste Protestaktion.

Miete essen Seele auf zeigt die Gesichter hinter der anonymen Platte

Miete essen Seele auf ist eine rührende Doku über das Problem der Gentrifizierung, die in vielen aufstrebenden Städten zu beobachten ist und Menschen aus ihrem langjährigen Lebensraum verdrängt. Die BewohnerInnen Kreuzbergs, die dieser Film vorstellt, geben sich jedoch nicht geschlagen. Im Gegenteil: Ihr Optimismus und Engagement wirken ansteckend. Die Doku gibt Einblick in teils heruntergekommene, aber auch gepflegte Wohnungen. Sie zeigt die Gesichter, die sich hinter den anonymen Plattenbauten befinden. Immer wieder gibt es musikalische Einlagen des Cottbusser Chors, der in seinen Liedern auf lustige und zugleich ergreifende Weise vom Prozess der Verdrängung erzählt: „Sie sind verbunden mit dem Reparaturservice der „Deutsche Wohnen“ / Wenn sie Ahmed oder Hatice heißen / oder aus anderen Gründen ein niedriges Einkommen haben / drücken sie die 1″.

Bild: ZDF / © weltfilm/Antje Peters

Verfügbar bis: 20. Februar 2017
Kategorien: Gesellschaft, Politik