< Garten der Sterne ist eine bewegende Dokumentation auf dem 13. achtung berlin Filmfestival

achtung! berlin 2017: Garten der Sterne – über den berühmtesten Friedhof Berlins

Konstanze | 28. April 2017

Friedhöfe, Tod und Trauer sind gesellschaftliche Grauzonen, mit denen sich die Wenigsten gerne auseinandersetzen – zu stark der Schmerz, zu groß das Schweigen. Die Doku Garten der Sterne bricht mit genau diesen Tabus. Eingebettet in Grimms Märchen «Der Gevatter Tod» wird die Geschichte des buntesten Friedhofs Europas erzählt.

Garten der Sterne – ein Friedhof wie er im (Märchen-)Buche steh

Der Schauplatz der Dokumentation ist ein fast prominenter Ort, bedenkt man, dass die Gebrüder Grimm hier ihre letzte Ruhe fanden. Weitere Besonderheiten machen den Friedhof jedoch einzigartig: Er ist einer der wenigen Orte auf dem totgeborene Kinder, sogenannte „Sternenkinder“, begraben liegen. Hinzu kommt, dass hier zahlreiche Männer beerdigt wurden, die an AIDS starben. Die Regisseure Pasquale Plastino und Stéphane Riethauser begleiten den Protagonisten Ichgola Androgyn, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die öffentliche Ruhestätte in einen „freundlichen“ Friedhof zu verwandeln.

Eine Trauerkultur die hilft, anstatt zu schweigen

Als Ichgola Androgyn einen Freund verliert, setzt er sich verstärkt mit der Verarbeitung von Verlust und Trauer auseinander. Das unangenehme Gefühl, das den Friedhof umhüllt, erscheint ihm nicht angebracht, wo „[…]der Tod doch ebenso zum Leben dazugehört […]“. Er wünscht sich eine Trauerkultur, die die Verstorbenen würdigt und die Verbliebenen bei der Bewältigung ihrer Emotionen unterstützt. Dazu eröffnete er das Friedhofscafé “Finovo“. Nach anfänglicher Skepsis, traf das Café auf Begeisterung und wurde zu einem Ort des Austauschs und der Geselligkeit.

Der Lebenskünstler Ichgola Androgyn besitzt das Talent, Menschen Halt zu geben und ihren Blick zu öffnen – weg von dem Stillstand der Trauer, hin in eine hoffnungsvolle Zukunft. Mit Offenheit und Herzenswärme setzte er sein Ziel um. Er gibt Führungen im „Garten der Sterne“, veranstaltet Feste und regt einen offenen Austausch an.

Die Jury des 13. achtung! berlin bewertete zu Recht:

„Was für eine wunderbare Idee, diesen „freundlichen Friedhof“ mit der schwulen Welt zu verbinden. Eine verfeinerte Vision, die das Universum von uns allen bereichert.“ (Jury)

Bild: Screenshot / Garten der Sterne

Kategorien: Behind The Scenes