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Amiga – der Sound der DDR | ARD

Anne | 12. Januar 2018

„Werte Genossen, mit der Monotonie dieses Jih jih jih – oder wie das heißt, sollte man doch Schluss machen!“ – Walter Ulbricht

Bis 1969 gilt in der DDR ein Beat-Verbot. Denn ebenso wie vor dem Klassenfeind auf der anderen Seite der Mauer, fürchtet sich die SED vor Rhythmus, Jeans, langen Haaren und guter Laune. Zu amerikanisch diese ausgelassene Beats, zu dekadent. In der Folge werden viele Bands verboten und harte Maßnahmen gegen sogenannte „Gammler“ erlassen. Auch Schlagertexte müssen in der DDR auf Deutsch sein. Die Meinung des staatstreuen Prisma-Moderators über die richtige sozialistische Ausrichtung von Liedtexten spiegelt da ganz gut den Zeitgeist wieder:

 „Es scheint, dass man sich von Schlagern mit angloamerikanischen Idiom eine besonders große Animierung verspricht. Ich halte dieses Radebrechen mit „Boy“ und „Baby“, „Love“ und „Darling“, „Kiss me“ und „Nevermind“ nicht nur für albern, sondern auch für nicht ungefährlich.“  

Von den Beatles bis zu Jazz

Doch trotz alledem waren Bands wie die Beatles auch in der DDR der Renner. Jeder wollte die raren Platten der Band haben – und tatsächlich brachte auch das ostdeutsche Plattenlabel Amiga ein paar wenige davon auf den Markt. Ebenso inspirierten The Beatles viele Jugendliche im Osten zum Musik machen – und auch dazu, sich lange Haare wachsen zu lassen, wie der Gitarrist Bernd Römer erzählt. Seine Band Karat wurde von Amiga veröffentlicht, genau wie die Puhdys oder Manfred Krug, der seine Jazz-Musik auf Amiga herausbringen konnte.

Amiga Doku – Eintauchen in 70 Jahre Plattenlabel

Das legendäre DDR-Plattenlabel Amiga erlangte weit über die innerdeutschen Grenzen Berühmtheit – und es existiert heute noch. Anlässlich des 70. Geburtstag zeigt der MDR die sehr unterhaltsame Doku, in der die turbulente Erfolgsgeschichte des Berliner Labels beleuchtet wird. Dabei kommen viele bekannte Musiker zu Wort, die ihre Platten auf Amiga veröffentlichen konnten. Die spannenden Archivaufnahmen von tanzenden Jugendlichen, die den Beat lieben, bis zu verhärmten SED-Politikern, die den Beat fürchten, zeigen uns in ein Stück deutsche Geschichte. Und beim Sound der größten DDR-Hits und der schönsten Kinderplatte der Welt – dem Traumzauberbaum – kommen bei Ossi-Kindern wie uns die Erinnerungen hoch!

Mehr ostdeutsche „Gammler“ und Subkultur könnt ihr in der Skater-Doku This ain’t California sehen.

Bild: Screenshot, Amiga Doku
Verfügbar bis: 15. Januar 2018
Kategorien: Gesellschaft, Kultur

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