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Transit

Sophia | 13. November 2020

Christian Petzold’s Transit ist die Verfilmung des Flüchtlingsromans von Anna Seghers und löst gemischte Gefühle aus.

In Transit herrscht Krieg – Menschen fliehen nach Frankreich, um von dort auf Schiffe in die USA und nach Mexiko zu kommen. Die deutschen Faschisten verfolgen all jene, die nicht ihrer Ideologie entsprechen. Wie auch Georg (Franz Rogowski), der die Identität des verstorbenen Schriftstellers Weidel annimmt.

So kommt er nach Marseille, wo für seine neue Identität die entsprechenden Papiere, eine Passage und die nötigen Transits bereitliegen. Doch ist da auch die Frau des toten Weidel – Marie (Paula Beer), die nichts von dessen Tod weiß und ihn in den Straßen der französischen Hafenstadt sucht. Sie trifft auf ihrer Suche Georg, der ihr sogleich verfallen zu sein scheint. Jedoch will Marie mit Richard (Godehard Giese), einem Arzt, ein Schiff nach Mexiko besteigen. Zudem freundet sich Georg mit dem kleinen Driss und dessen taubstummer Mutter Melissa an, die ebenfalls flüchten müssen.

Bisher ist doch alles klar…?!

Zugegeben, die Handlung klingt plausibel – doch ihr Setting ist alles andere als das. Was dem Zuschauer zunächst präsentiert wird, sieht aus wie die Bühne zum Auftakt eines klassischen Zweiter-Weltkrieg-Dramas. Pässe, auf denen „Deutsches Reich“ steht, eine Schreibmaschine im Zimmer des verstorbenen Schriftstellers und Briefe in altdeutscher Schrift.

Doch auf einmal schleichen sich Merkwürdigkeiten ein: Moderne Autos auf der Straße und Statisten in T-Shirts und Flipflops. Auch ein Flachbildschirm im Wartezimmer eines Konsulats mag nicht recht in die Vorstellung der 1940er Jahre passen.

Transit zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Petzold holt in seinem Film die NS-Zeit ins heutige Europa, womit er vermutlich auch Kritik an der aktuellen politischen Entwicklung in vielen Ländern aufmerksam machen möchte. In einer geschaffenen Parallelwelt warten Geflüchtete auf ihr Schicksal, während „draußen“ das normale Leben seinen Lauf nimmt und keine der beiden Welten miteinander in Verbindung zu stehen scheinen. So fern ist das alles nicht…

Während die Idee eine gute ist, hapert es leider etwas an der Umsetzung. Zu verwirrend und undeutlich wird hier zwischen Aktualität und Vergangenem umhergesprungen. Auch der Einsatz eines Erzählers ist nur mäßig gelungen – dieser taucht sporadisch, ohne Kontinuität auf und verkompliziert den Handlungsablauf unnötig. Da hilft es auch nicht, dass es sich dabei um die äußerst charismatische Stimme von Matthias Brandt handelt.

Den Roman Transit auf dem Petzold’s Film beruht, könnt ihr hier erhalten:

Bild:© Schramm Film / Marco Krüger

Verfügbar bis: 15. November 2020
Kategorien: Film & Serie