< Sie jagen sich imaginäre Nadeln in den Arm und schnupfen harmlose Ölgemische: In der Doku Drunken Glory behaupten Menschen, allein durch die Kraft Gottes high zu werden.

Drunken Glory – High auf Gott | VICE

Paul | 04. August 2017

Sie jagen sich imaginäre Nadeln in den Arm, inhalieren Luft und schnupfen harmlose Ölgemische: In der Doku Drunken Glory behaupten die Anhänger der gleichnamigen Bewegung, allein durch die Kraft Gottes high zu werden. Die Ursprünge dieser Bewegung gehen auf den sogenannten Torontosegen zurück. Dort wurden das erste Mal ekstatische Reaktionen auf den Priester dokumentiert: Teilnehmer fingen plötzlich an zu lachen, schreien, zittern oder fielen in Ohnmacht.

Drunken Glory: Rauschzustände durch Gottes Kraft

Heute nutzen Entzugskliniken die Methoden, um Süchtigen die „Droge Gottes“ nahe zu bringen. Ein Teil dieser Bewegung ist Brandon Barthrop: Mit ehemaligen Drogenabhängigen hat er eine Art Glaubensgemeinschaft gebildet, die jetzt nur noch mit der Kraft Gottes Rauschzustände erfahren wollen. Für die Doku Drunken Glory besucht VICE den Heilsbringer.

Nach der Einnahme ihrer „Dosis“ wankt die Gruppe um Brandon vom Glück beseelt auf Sofas und Stühlen. Im Hintergrund läuft derweil Brandons Youtube-Predigt: Fast jeden Tag lädt er auf seinem Kanal „Red Letter Ministries“ ein neues Video hoch. Sein erfolgreichstes heißt „How To Get High Without Any Drugs“.

High durch Honig? Das seht ihr in dieser Doku.

Früher war Brandon ein Suchender. Der Erfahrung mit Gott kamen viele Drogenerfahrungen zuvor: Er war auf der Suche nach der besten Droge. Schließlich hatte er Meth gefunden, eine der zerstörerischsten und suchterzeugendsten Substanzen überhaupt. Nach einer schwer traumatischen Kindheit kam ihm die Zerstörung aber recht – bis sein Vater ihn bei der Polizei anzeigte. Er sagte aus, Brandon hätte erst die Wohnung verwüstet und danach ihn, seinen eigenen Vater, brutal zusammengeschlagen.

So high, wie noch nie

Sein Vater wollte ihm mit dieser Lüge vor dem sicheren Tod bewahren, sagt Brandon. Denn das Gericht verurteilte ihn, ließ ihm aber die Wahl: entweder Gefängnis oder Entzug. Die Entscheidung fiel ihm leicht, und während Geistliche ihm im Entzug die Dämonen austrieben, hatte Brandon eine Erleuchtung. Plötzlich sah er die Dämonen, die ihn befallen hatten, und er sah auch, was sie gesehen hatten: Visionen von Mesopotamien und historischen Kriegen. Er war so high, wie noch nie in seinem Leben.

Vielleicht ist die Drunken Glory-Bewegung auch Ausdruck einer Anpassung christlichen Glaubens an die sich rapide ändernden gesellschaftlichen Verhältnisse: Heute funktioniert das lockende Bild rauschähnlichen Glücks besser, als die Furcht vor ewiger Verdammnis. Doch letztlich geht es nicht darum, ob sich Brandon und seine Jünger diese Rauschzustände nur einbilden. Wichtig ist doch, dass sie einen Weg aus ihrer Misere gefunden haben – und die göttliche Erfahrung, sich befreit zu haben, genießen können.

 

Bild: Screenshot/VICE

Kategorien: Drogen, Gesellschaft