Hungernde Bauern und Ritter, siechende Kinder und Alte, unzählige Seuchenopfer. Im Jahr 1258 gleichen weite Teile Europas einer irdischen Vorhölle. Im Westen herrscht seit 100 Jahren Krieg zwischen Frankreich und England. Hier geht es um Ländereien, Ruhm und Ehre. Doch plötzlich geht nichts mehr. Da seine Untertanen starben und nicht in die Schlacht ziehen können, sieht sich Ludwig IX. gezwungen, mit Erzfeind Heinrich III. von England Frieden zu schließen. Der willigt rasch ein, denn auch sein Reich ist von Hunger und Krankheiten zerrüttet. Kurzum, mit dem Vertrag von Paris wird 1259 der Frieden besiegelt.
Zwar mag der Sinneswandel der mittelalterlichen Monarchen verblüffen. Doch inzwischen ist klar, dass er die indirekte Folge einer verheerenden Katastrophe war. Diese hatte sich ein Jahr zuvor an einem entfernten Ort zugetragen. Einem Ort, der damals auf keiner Landkarte zu finden war: Lombok. Auf der zum Indonesischen Archipel gehörenden Insel war 1257 der Vulkan Samalas explodiert. Mit ungeheurer Wucht pulverisierte der Berg seinen Gipfel, spie Feuer bis in 43 Kilometer Höhe; über weiten Teilen des Planeten breitete sich eine Aschewolke aus.
Rätselhafter Vulkanausbruch vor über 700 Jahren
„Das alte Königreich Lombok wurde mitsamt der Hauptstadt Pamatan unter einer bis zu 35 Meter dicken Schicht aus Lava begraben“, sagt Markus Stoffel, Professor für Geologie an der Universität Bern. „Die für Eruptionen charakteristischen Sulfatablagerungen haben wir sogar am Nordpol entdeckt.“ Stoffel gehört zu einem Team aus Klimaforschern, Vulkanologen, Geografen, Geomorphologen, Physikern und Historikern. Ihnen gelang es 2013, den Ausbruch des Samalas als Ursache für die Missernten, Hungersnöte und Epidemien Mitte des 13. Jahrhunderts in Europa zu ermitteln. 30 Jahre hatten Wissenschaftler gerätselt, etliche Theorien aufgestellt – und verworfen.
Wie sie die Lösung fanden, zeigt Pascal Guérin in der ARTE-Dokumentation Rätselhafter Vulkanausbruch.
Den ganzen Artikel könnt ihr im ARTE Magazin lesen.
Eine weitere schöne Naturdoku könnt ihr hier auf Mediasteak sehen.
Bild: © Kwanza/ Blink Films