Venus im Pelz, ist das nicht ein Song von Lou Reed?…
… fragt Vanda, eine Schauspielerin, die völlig vom Regen durchnässt zum Vorsprechen erscheint. Eigentlich ist das Casting für die Hauptrolle des Stücks „Venus im Pelz“ schon vorbei. Regisseur Tomas ist derweil mit seinen Nerven am Ende: Den ganzen Tag lang musste er ungebildeten Gören dabei zusehen, wie sie verzweifelt versuchen, eine erwachsene Frau zu mimen. Und Vanda scheint ihm vom gleichen Schlag zu sein. Dabei braucht er eine Person, die die Genialität seiner Adaption von Sacher-Masochs gleichnamigem Skandalroman erkennt. Jemanden, der über den Sado-Masochismus als Hauptthema des Werkes hinausblicken kann.
„Wir suchen jemanden mit ein bisschen mehr… was weiß ich“
Tomas hat die Nase voll. Es gelingt Vanda jedoch durch eine List, die ersten Zeilen des Textes zu sprechen. Sofort erkennt Tomas, dass er in Vanda seine Traumbesetzung gefunden hat. Als wäre sie dem Regen entstiegen wie die Venus dem schäumenden Wasser. Allerdings ahnt er zu diesem Zeitpunkt nicht, wie traumhaft dieses Zusammentreffen sich noch entwickelt…
Nichts als reine Pornografie?
Die geheimnisvolle Schauspielerin scheint mehr über das Stück und seinen Ursprung zu wissen, als Tomas es je erwartet hätte. Schließlich ist ihr Auftreten betont vulgär und unbedarft. Doch Vanda entpuppt sich in jeglicher Hinsicht als gute Schauspielerin. Sie manipuliert den hilflosen Tomas, indem sie ihre Intelligenz kaschiert. Während beide den gesamten Text durchgehen, verliert sich der Regisseur dank ihrer Weisungen immer mehr im Stück… Bis er derjenige ist, der die Stöckelschuhe und den roten Lippenstift trägt.
Venus im Pelz – Parallelen zu Polanskis Leben
Nicht nur der Film selber bietet spannenden Stoff. Regisseur Roman Polanski hat mit Chinatown oder Der Pianist
die Liste der besten Filme erweitert. Auch sein eigenes Leben bietet eine filmreife Geschichte und enthält tragische wie auch polarisierende Momente. Mit Venus im Pelz adaptiert er die Theaterversion eines einst skandalösen Werkes, das als Ursprung des Sado-Masochismus gilt. Nicht nur, dabei dass Mathieu Amalric in der Rolle des Tomas dem jungen Polanski verblüffend ähnlich ist. Dass zudem seine Ehefrau Emmanuelle Seigner Vanda spielt, scheint ein deutlicher, jedoch verschlüsselter Wink auf seine eigene Biografie zu sein.
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Bild: © Prokino