„Bis heute ist es noch nie vorgekommen, dass jemand aus der Stadt bei uns übernachtet hat.“
Spürbar überwältigt scheinen zwei junge Männer vom Besuch des Filmteams aus der „Welt“ – so nennen die deutschstämmigen Mennoniten alles außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft. Vice versa war auch ich fasziniert vom Leben der „Altkolonier“, die im Norden Argentiniens wie im 18. Jahrhundert leben. Ohne Off-Kommentar und in wunderschönen Bildern eingefangen, zeigt der Dokumentarfilm Ohne diese Welt den Alltag der Kolonie „Durango“. Es wird Plattdeutsch geschnackt, man lebt vom Ackerbau und der Viehzucht und überwindet längere Strecken mit der Pferdekutsche. Und Strom gibt es natürlich auch nicht.
Ohne diese Welt – und ihre neumodischen Dinge
Auch alles Neumodische aus der Welt, also „Spieldinger“ wie Telefone, Fernseher oder das Internet, sind in der Religion der Mennoniten verboten. Jedenfalls darf man die Dinge nicht besitzen – sich mal ein Telefon zu leihen oder in einem fremden Fernseher eine Gala des argentinischen Präsidenten Macri mitzuverfolgen, wird mittlerweile akzeptiert.
Doch wieso entziehen sich die Mennoniten so konsequent der modernen, bequemen Welt? Aus reinem Glauben: Denn je mehr man leide, desto näher sei man Gott. Und um Gott nicht zu vergessen, verzichte man.
Zwischen Abschottung und Wandel
Doch der Fortschritt kommt in großen Schritten und wird, vor allem für die Jüngeren, immer attraktiver. Dass die Abschottung dadurch von Tag zu Tag schwerer wird, wissen auch die Ältesten. Ihre größte Angst: die Veränderung.
Ohne diese Welt porträtiert eine sonderbare und beeindruckende Welt, die die unsere in Frage stellt.
Argentinien im Film – 10 Werke aus dem großartigen Land.
Bild: ZDF / Yunus Roy Imer / kineo Film