Am 21. Juli 1969 setzten die amerikanischen Raumfahrer Neil Armstrong und Edwin Aldrin zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte einen Fuß auf einen anderen Himmelskörper: den Mond. Mehr als 500 Millionen Menschen weltweit verfolgten die Mondlandung damals auf ihren Fernsehbildschirmen. Der Satz: „That’s one small step for a man but a giant leap for mankind“ steht seitdem sinnbildlich für die Eroberung des Weltraums durch den Menschen.
Fremde Planeten erobern, sie erforschen und sogar bewohnbar machen: Der Traum vieler Astronomen ist seit jeher Gegenstand unzähliger Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten. Wahr geworden ist er bis jetzt noch nicht. Doch das könnte sich bald ändern.
Die private Stiftung „Mars One“ aus den Niederlanden will schon in zehn Jahren das erreichen, was der NASA bis heute nicht gelungen ist: Zum ersten Mal sollen Menschen auch unseren Nachbarplaneten Mars betreten, um sich dort ein Leben aufzubauen und jede Menge Erkenntnisse über den roten Planeten zurück zur Erde zu schicken. Der einzige Haken: Für jeden Teilnehmer gibt es nur ein One-Way-Ticket. Denn eine Rückkehr zur Erde ist aus technischen Gründen nicht möglich.
Forschungsprojekt oder Medienevent?
Seitdem das Projekt im Jahr 2013 gestartet wurde, steht es immer wieder im Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Kein Wunder, die Pläne der Mars-One-Stiftung sind bis jetzt einzigartig: Jeder, der den Grundvoraussetzungen des Astronautendaseins entspricht, konnte sich für das Projekt bewerben; über 200.000 Bewerbungen gingen nach eigenen Angaben bei der Stiftung ein. Letztlich wurden 100 angehende Marsmenschen in die engere Auswahl gewählt.
50 Frauen und 50 Männer aus der ganzen Welt hoffen nun darauf, sich auch in der nächsten Runde beweisen zu können. Denn nur die besten 24 Kandidaten dürfen am Ende das siebenjährige Trainingsprogramm antreten, um dann schließlich gen Mars zu starten. Eine Reality-TV-Show soll die Endphase der Vorbereitungen und das Leben der frischgebackenen Marsmenschen genau dokumentieren.
Immer wieder werden Kritiker laut, die die ambitionierten Ziele der Mars-One-Stiftung für unrealistisch oder gar gefährlich halten. Während die einen von der Idee begeistert sind, halten andere das gesamte Projekt für einen Fake. Auch moralische und ethische Fragen werden aufgeworfen. Viele kritisieren den Fokus auf die Finanzierung des Projektes durch Werbeeinnahmen, den Verkauf von Fernsehrechten, Sponsoren und Crowdfunding. Aber auch die Frage, ob man Menschen ohne Umkehrmöglichkeit auf einen fremden Planeten schicken darf, ist umstritten.
Pioniere der Menschheit
Was bewegt Menschen dazu, freiwillig ihr irdisches Leben für immer hinter sich zu lassen und zu einer so gefährlichen Mission mit ungewissem Ausgang aufzubrechen?
Auf dem diesjährigen Sehsüchte Festival lief „Mars Closer“, ein kurzer Dokumentarfilm der Münchener Filmstudentinnen Annelie Boros und Vera Brückner, der sich unter anderem mit dieser Frage beschäftigt. Zwei Mars-One-Kandidaten werden darin aufgefordert, sich in verschiedene Szenarien während des Marsfluges hineinzuversetzen. Während Sie von ihren Gefühlen, Gedanken und Erwartungen erzählen, zeigt der Film eindrucksvolle Bilder aus dem Alltag der beiden Laien-Astronauten und lässt das Leben auf der Erde auf diese Weise seltsam fern erscheinen. Hier gibt es den Trailer:
Auch die 10-minütige Kurzdokumentation „If I Die On Mars“ beschäftigt sich mit drei Mars-One-Bewerbern und ihren Beweggründen. Welche Bedeutung hat das Leben auf der Erde für sie? Was treibt sie an? Was erhoffen sie sich? Einer der Kandidaten fasst seine Motivation so zusammen: „Being able to think and look back and knowing that it mattered what I did, in the end that does make it worthwhile to me.“
Im September 2016 soll das Auswahlverfahren für die letzten 100 Bewerber weitergehen. Den Kandidaten stehen unter anderem Gruppenchallenges bevor, die die Teamfähigkeit und Belastbarkeit der einzelnen Bewerber prüfen sollen. Ob das Mars-One-Projekt am Ende in die Tat umgesetzt wird, steht jedoch buchstäblich noch in den Sternen.
Bild: Mars One