< In meinen Augen - Geflüchtete kommen zu Wort

In meinen Augen

Stephanie | 23. März 2021

Wir blicken in die sorgenvollen Gesichter von Menschen, die orientierungslos in einer von Stacheldraht eingezäunten Freifläche warten. Drumherum leerer Raum – und Polizisten, die die Menge bewachen. „You are under our protection. Criminals are coming, our society needs to be protected from this kind of people who are coming in.“ So beschreibt einer der Protagonisten (der selbst aus Gambia geflüchtet ist) die Botschaft, die er in den Bildern zur sogenannten Flüchtlingskrise liest. „How can you put this kind of fence? I think they are creating a barrier, a kind of seperation between the society and the refugees.“

Geflüchtete beschreiben Bilder der „Flüchtlingskrise“

Raphael Schanz nimmt mit seinem Dokumentarfilm In meinen Augen eine besondere Perspektive ein: Wie fühlen sich die Geflüchteten, wenn sie die Bilder aus der Berichterstattung über die Flüchtlingskrise sehen? Welche Eindrücke werden bei den vermeintlich Abgebildeten erweckt? Wie divergieren sie mit ihrer Selbstwahrnehmung?

In meinen Augen hinterfragt Klischees

Für seinen Film zeigt Raphael Schanz Geflüchteten Fotos und Videos aus den Medien. Während sie diese sehen, erzählen die Geflüchteten wie sie zu diesen Bildern stehen. Sie geben dabei Einblick in ihre persönliche Geschichte, Gedanken zu ihrer Heimat, zu Deutschland und ihrer Zukunft. Außerdem diskutieren die Befragten, was die Stigmatisierung als „Flüchtling“ für ihr derzeitiges Leben bedeutet. Und welche Klischees durch die Berichterstattung gefestigt werden. Dabei beeindrucken die Offenheit, die hervorgehobene Stärke und Ruhe, welche die Protagonisten ausstrahlen. Besonders in der Gegenüberstellung zu wütenden Bürgern aus Deutschland.

Wichtiger Film über Verantwortung des Journalismus

In meinen Augen verdeutlicht die Macht und die damit einhergehende Verantwortung der Medien. Der Film zeigt, wie die kreierten Bilder das Leben von Millionen von Menschen langfristig beeinflussen können. Indem er einzelnen Individuen ein Sprachrohr verleiht, bricht er die Anonymität der Menschenmassen ein Stück weit auf und macht ihre Schicksale greifbarer. Der Film feierte im Jahr 2015 seine Premiere und hat bis heute nicht an Relevanz verloren.

Raphael Schanz‘ Repertoire verzeichnet weitere Filmprojekte zu gesellschaftspolitischen Themen, in denen er Betroffene von ihren Erfahrungen erzählen lässt, wie z.B. in der Doku Dear Lebanon über das Leben einer Gruppe jugendlicher Libanesen.

Kategorien: Gesellschaft, Politik