In den letzten Jahren lässt sich immer öfter beobachten, wie Filmaufführungen unter dem Sternenhimmel ausgerichtet werden. Menschen versammeln sich dann, meist nach Einbruch der Dunkelheit, draußen vor herrlicher Kulisse und genießen gemeinsam einen Film im Freiluftkino.
Wir sagen, es gibt keine schönere Möglichkeit, um die Vorliebe für Filme mit lauwarmen Sommernächten in Einklang zu bringen. Dem Kinobesuch wird damit genau die Würze hinzugefügt, die er gebraucht hat, um seinen Status als Freizeitbeschäftigung in Zeiten von HD-Streaming zu behalten.
Kinobesuche sind rückläufig?
Sich in einen abgedunkelten Raum setzen, für eine Weile alle Konzentration auf einen Film legen, ist schon seit der Einführung des Kinos eine besondere Faszination vieler. Insbesondere in unserer schnelllebigen Zeit mit vielen Ablenkungen ist diese Art der Isolation für eine bestimmte Beschäftigung selten geworden.
Kinofilme haben also leider in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung verloren. Filme und Serien sind in Mediatheken bequem abrufbar und auch neue Kinofilme gibt es nach kurzer Zeit bereits auf Streaming-Plattformen zu sehen. Mit der Ausnahme großer Blockbuster sind Kinosäle immer weniger gefüllt – wieso auch, wenn sich der abendliche Film auch bequem auf der heimischen Couch genießen lässt, ohne Eintrittspreise und überteuerte Snacks zahlen zu müssen.
Doch wirklich tot ist das Kino nicht – regelmäßig werden noch alte Besucherrekorde getoppt. Allerdings scheint es, dass dafür lange angekündigte, heiß erwartete Superhits mit riesiger Marketing-Maschinerie nötig sind. So war erst wieder kürzlich mit den Marvel-Filmen zu beobachten. Abseits dieser Hollywood-Knüller erleben wir immer häufiger leere Nachbarsitze.
Freiluftkinos sind immer mehr im Kommen
Es scheint also, dass das Interesse am Kinobesuch selbst nachgelassen hat. Wenn nur bemerkenswerte Highlights die Leute in den Lichtspielsaal locken können, wie heißt da die logische Lösung? Ganz einfach: Den Kinobesuch selbst zum Event machen.
Diesen Spagat scheinen die Freiluft-Aufführungen geschafft zu haben, denn sie erfreuen sich bundesweit großer Beliebtheit. Die meisten großen Städte haben bereits solche Veranstaltungen organisiert – in Berlin gibt es beispielsweise schon viele verschiedene Freiluftkino-Betreiber. Dass wir Lust darauf haben, uns in großer Zahl vor einer Leinwand zu versammeln, um mit feierlicher Atmosphäre das zu tun, was sonst auf der gemütlichen Couch stattfindet, sollte spätestens seit dem Erfolg von „Public Viewings“ während der Fußball-WM klar sein.
Als Station für einen Ausgeh-Abend eignen sich solche Filmtheater also wunderbar. Da man sich auch nicht in einem vollständig abgedunkelten Raum befindet, bietet es sich an, im schicken Sommer-Outfit einen Film anzuschauen und danach noch ein bisschen im Nachtleben abzutauchen. Und in den Rucksack packt man Snacks und eine Flasche Rosé für ein gemütliches Picknick zum Filmerlebnis unter den Sternen ein. Besonders, wenn die Leinwand in einem Park aufgebaut ist, ergibt das einen sehr gemütlichen Abend.
Freiluft- oder Autokino, die Unterschiede
Den Kinosaal nach draußen auf eine größere Fläche zu verlegen ist grundlegend natürlich keine neue Idee. Schnell denkt man dabei an die klassischen Autokinos, die sich in den 60er und 70er Jahren großer Beliebtheit erfreut haben. Doch nur, weil beides im Freien stattfindet, sind sich Autokino und Open-Air-Aufführungen nicht besonders ähnlich.
Grundsätzlich fühlt es sich völlig anders an, ein Freiluftkino zu besuchen. Man bekommt viel mehr vom Geschehen drumherum mit, erlebt die Örtlichkeit näher. Es herrscht eine besondere Atmosphäre. Da man nicht in der eigenen Blechbüchse isoliert ist, fühlt es sich viel mehr wie ein gemeinsames Erlebnis mit den anderen Besuchern an.
Frisch verliebte Pärchen mögen aus genau diesem Grund möglicherweise die letzte Reihe im Autokino bevorzugen – aber für alle anderen ist es ein soziales Highlight, sich mit vielen Menschen auf einer grünen Wiese für den Filmabend zu versammeln.
Wirklich in Kontakt mit anderen Besuchern kommt man im Autokino also nicht. Außerdem befindet man sich im Fahrzeug – wenn man also nicht gerade ein Cabrio hat, bekommt man von der frischen Sommerluft eher wenig mit.
Der Hauptunterschied ist jedoch die Örtlichkeit – Autokinos finden meistens auf sehr großen, teilweise extra dafür gestalteten Flächen statt. Diese haben üblicherweise drögen Parkplatz-Charakter und tragen nur sehr wenig zum Erlebnis bei. Das ist bei Open-Air Kinos im Park oder vor schicker Stadtkulisse schon wesentlich schöner.
Ein Vorteil am Filmgenuss im Auto ist jedoch der Ton: Per Funk ans eigene Autoradio gesendet kann jeder Besucher auf jeden Fall perfekten Sound genießen und sogar die Lautstärke selbst regulieren.
So werden Freiluftkinos realisiert
Nur in wenigen Fällen werden Freiluftkinos stationär auf Privatgelände veranstaltet. Zumeist haben sie Event-Charakter und werden auf öffentlichen Plätzen, nach Möglichkeit vor ohnehin atemberaubender Kulisse veranstaltet – die Tatsache, dass man sich im Freien befindet, soll ja einen Mehrwert bringen. So werden zum Beispiel in Dresden die „Filmnächte am Elbufer“ veranstaltet, direkt am Wasser mit Blick auf die beleuchtete Altstadt. Einige Open-Air Kinos haben ihr Zuhause bei fest installierten Freilichtbühnen gefunden – auf der ganzen Welt sind aber auch sehr ausgefallene Plätze mit einer Leinwand an der frischen Luft zu finden.
Die großen Leinwände haben meistens eine wesentlich größere Fläche als in Filmhäusern. Für alle, die daran interessiert sind, ein solches Event zu veranstalten: Sie können auch angemietet werden, häufig in Form von aufblasbaren Gummileinwänden.
In manchen Open-Air Kinos wird der Ton nicht mit großen Lautsprechern in die Nacht entsandt, sondern an Funk-Kopfhörer gesendet, die an die Besucher verteilt werden. Das Ganze nennt sich dann „Silent Cinema“ und kann in lärmempfindlichen Gegenden stattfinden, also auch in der Nähe von Wohngebieten.
Lockeres Kino-Erlebnis
Da die Saison für Freiluftkinos selbst bei gutem Wetter nur von Mai bis etwa Ende September reicht, ist die Zeit natürlich begrenzt – vor allem die typische Zeit im Dezember, in der im Monat vor der Verleihung der Academy Awards die Kino-Highlights des Jahres starten, wird daher leider verpasst.
Je nach Veranstaltung kann es auch sein, dass es keine Stühle für das Publikum gibt – eine Decke auf einer Wiese muss in diesen Fällen ausreichen und macht den Kinobesuch zu einem viel lockereren Erlebnis. Dem Begriff „freie Platzwahl“ kommt hier eine ganz neue Bedeutung zu.
Dies setzt allerdings voraus, dass bei der Wahl des Outfits stets das Wetter beachtet werden muss. Auf einer Decke kann es auch im Sommer etwas zu kühl werden. Mit einer weiteren Decke kann man allerdings für Wohnzimmerfeeling sorgen und es sich so richtig bequem machen. Hier eignet sich auch ein eher legerer Sommerlook, der aber mit den richtigen Accessoires die perfekte Mischung aus gemütlich und stylisch zaubert. Einen Hoodie oder eine Weste für den Abend sollte immer dabei sein. Ob Kleidung oder Verpflegung – es gibt keine pauschalen Regeln – jeder Veranstalter oder Betreiber entscheidet selbst, ob beispielsweise mitgebrachte Verpflegung gestattet ist. Traditionelle Kinos, die auch über eine Leinwand im Freien verfügen, verbieten dies meistens, während es bei öffentlichen Veranstaltungen für gewöhnlich erlaubt ist.
Freiluftkino: Vor- und Nachteile
Für Kinofans stellt sich nun die Frage, ob sich der Besuch eines Open-Air Kinos lohnt. Insbesondere, da sie noch dünn gestreut sind (zumindest im Vergleich mit herkömmlichen Filmhäusern), gibt es häufig noch eine längere Anfahrt. Neben dem normalen Lichtspielhaus hat die Vorführung unter freiem Himmel einige Vorteile.
Das spricht für Freiluftkinos:
Sie sind nicht selten günstiger, fast nie teurer als Kinos. Es gibt sogar einige kostenlose Angebote.
Die Leinwände im Freiluftkino sind wesentlich größer.
Man kann im Sommer das warme Wetter genießen.
Es fühlt sich viel mehr wie ein gemeinschaftliches Erlebnis an.
Mit dem Eventcharakter bietet es mehr, als nur den Film.
Perfekt für Fans von Kultfilmen: oft werden Klassiker gezeigt, die man im Kino nicht mehr sehen kann.
Picknick und Kino vereint: oft kann man Essen und Getränke selbst mitbringen.
Aber nicht alles ist perfekt, besonders für begeisterte Cineasten können daher die herkömmlichen Kinos die bessere Wahl bleiben.
Kritikpunkte an Open-Air Filmaufführungen:
Die Ton- und Bildqualität ist in eigens dafür eingerichteten Kinosälen oft besser.
Die Filme rücken ein wenig in den Hintergrund – für Puristen daher weniger geeignet.
Es werden fast nie neue Filme im Freiluftkino gezeigt.
Je nach Örtlichkeit sind die Kinos nicht immer optimal eingerichtet, was Barrierefreiheit angeht.
Steht und fällt mit dem Wetter: Ein plötzlich einsetzender Nieselregen dämpft die Begeisterung deutlich.
Meistens gilt: „Wer Karten kauft, trägt das Wetterrisiko mit.“
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Dieser Artikel über den Trend Freiluftkino entstammt aus einer externen Kooperation mit dem Redakteur Andreas Duerr.
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