Nach der Wende war der Glaube an den Sozialismus verloren, dafür gab es plötzlich viel mehr Möglichkeiten die persönliche Freiheit zu entfalten. Im positiven, wie auch im negativen Sinn. Gerade Jugendliche ohne gefestigte Persönlichkeit und selbstbewussten Charakter hatten Probleme damit. Einige verirrten sich in dem Sumpf der unbegrenzten Möglichkeiten.
In den Abgrund
Genauso geht es auch der Leipziger Jugendclique um Dani, Rico, Mark, Pitbull und Paul. Nach dem Zusammenbruch der DDR ohne Struktur in ihrem Leben, beginnen die Jungs, ihre neugewonnene Freiheit ausgiebig zu nutzen. Allerdings nicht zu ihrem Vorteil. Jeden Abend wird gesoffen und geraucht. Betrunken laufen sie durch die Stadt, knacken Autos und randalieren. Der Polizei können sie meistens entwischen, aber manchmal eben auch nicht. Ohne kritische Selbstbetrachtung leben die Jugendlichen ihre Eskapaden, die von Tag zu Tag schlimmer werden.
Rave-Parties und Neonazis
Irgendwann kommen sie jedoch auf die Idee, in einem alten Fabrikgebäude, das nur noch von einem älteren Säufer bewohnt wird, einen Techno-Club zu eröffnen. Nach Startschwierigkeiten beginnt dieser hervorragend zu laufen und wird zu Einnahmequelle und Prestige-Projekt für die Freunde. Das allerdings ruft eine Nazi-Gang auf den Plan: Diese hat sich vorgenommen, die Gegend zu kontrollieren und möchte somit auch den Club übernehmen. Ein Konflikt entwickelt sich, die Jungs verrennen sich immer weiter und Fäuste fliegen mehr als einmal…
Als wir träumten: Schwer und emotionsgeladen
Regisseur Andreas Dresen inszeniert seinen Film schonungslos. In dunkler Atmosphäre erleben wir, wie die Jungen immer weiter abdriften und ihre Träume verlieren – beklemmend und belastend. Dennoch gelingt es Dresen, niemals den emotionalen Bezug zu seinen Hauptcharakteren zu verlieren, Rückblenden in ihre Kindheit helfen dabei. So macht jedes Handeln dann doch irgendwie Sinn. Als Zuschauer freuen wird uns über die wenigen lichten Momente und hoffen, dass es den Jungs gelingt, die Reißleine zu ziehen, bevor es zu spät ist. Dresen liefert mit Als wir träumten ein schweres, aber deshalb nicht minder gutes Filmwerk, das die Zeitgeschichte hervorragend einfängt.
Mehr gutes Filmmaterial
Seine Premiere feierte der Film auf der Berlinale 2015. Regisseur Dresen konnte neben anderen Auszeichnungen wie dem Grimme-Preis schon bei der Berlinale gewinnen. Dies gelang ihm 2002 mit Halbe Treppe – hier könnt ihr den Film erhalten:
Bild: © Pandora Film, Filmpresse Meuser