Wem gehört die Stadt? Wenn das Geld Mensch verdrängt

Paolina | 10. September 2017

,,Eigentum für alle“ lautet das Verkaufsargument der Maklerin von Immobilienfirma Ziegert. Die freuen sich: Seitdem Berlin zur Weltmetropole geworden ist, rollt der Rubel. Mit Reisebussen kutschiert das Unternehmen die potenziellen Käufer zu ihren Prachtbauten. Der Familie Gülbol geht es nicht so gut. Unter Tränen erzählt die Tochter von der Zwangsräumung. Nach einem einmaligen Fristversäumnis, kündigte der Vermieter ihnen fristlos. Kurz vorher hatte er die Miete um hundert Euro erhöht. Ali Gülbol war juristisch dagegen vorgegangen. Keine Chance.

Wem gehört die Stadt? Erschreckende Einblicke in Berliner Immobilienboom

Das Ausmaß der Perversion wird deutlich, wenn ein Makler denkbaren Käufern erklärt, wie sie ihre Vermieter raus ekeln können. ,,Eigenanspruch“ lautet das Zauberwort. ,,If you like it or not, the graffiti, this is street art“ erklärt der norwegische Immobilienfan den italienischen Investorinnen. Die finden das spitze, so viel buntes Treiben. Dass gerade ihr Verhalten  dieser seit 30 Jahren entwickelten Stadtkultur einen Riegel vorschiebt, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Gentrifizierung in Berlin

Gentrifizierung ist ein Wort, das schon lange in unserem Wortschatz integriert ist. Veränderung, nein, Entwicklung nennen es die anderen. Die Bösen. Raffgierige Makler und gewinnorientierte Investoren. Dass die Misere nicht ganz so schwarz weiß zu erklären ist, zeigt der Film Wem gehört die Stadt von Kristian Kähler und Andreas Wilcke. Dabei entlocken die Autoren den Beteiligten auf der feindlichen Seite O-Töne, deren unverblümte Dreistigkeit schockiert.

Die Filmemacher zeigen in aufrichtigen Einzelporträts, dass die Stadt eigentlich den Menschen gehören sollte, die darin leben. Und dass es lohnt über die Antastbarkeit unseres Zuhauses nachzudenken.

 Bild: Flicker, Jeanne MenjouletCC BY 2.0

Verfügbar bis: 13. September 2017
Kategorien: Politik, Urban