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V-Mann-Land: Spitzel im Staatsauftrag| ARD

Anne | 24. August 2016

Die Doku V-Mann-Land  macht einfach nur sprachlos! Umfassend wird das System der V-Männer durchleuchtet und Protagonisten, die noch nie vor der Kamera geredet haben, packen skandalöse Details aus. Vor unseren Augen tut sich eine geheime Parallelwelt auf, in der Nazis und Agenten mit hohen Budgets ausgestattet werden. Damit finanzieren sie die Faschisten-Szene, organisieren rechte Veranstaltungen und wirken bei gewalttätigen, sogar tödlichen, Attentaten aktiv mit.

V-Männer bekommen Millionen und liefern wertlose Infos

Viele der vom Staat finanzierten V-Männer sind nicht nur Verbrecher, sondern liefern obendrein nur absolut wertlose Informationen. Oder noch schlimmer – wie es der Fall NSU in aller Härte gezeigt hat – einige geben sehr brisante Meldungen weiter, die dann aber niemanden interessieren.

Eine von vielen empörenden Geschichten aus der Doku beleuchtet das Schaffen von Wolfgang Franz, der beinahe die Hälfte seines Lebens ein V-Mann war – jedoch einer in doppelter Tätigkeit. Er nahm das Geld vom Verfassungsschutz an, gab es seiner Nazi-Partei und teilte den Kontaktpersonen nie etwas Interessantes mit. Zirka 800.000 Mark hat er vom Verfassungsschutz bekommen. Geld, das fast komplett in die NPD floss, und noch einmal weitere 800.000 Mark Spesen, von denen sich Franz ein schönes Leben machte, fette Autos kaufte, ein Jagdhaus unterhielt und um die Welt reiste. 1,6 Millionen Mark für einen Nazi, der ausschließlich wertlose Informationen lieferte!

V-Mann-Land – wichtiger Beitrag zum Nachdenken über das System

Andere hochgradig gewalttätige Verbrecher, die als V-Männer arbeiteten, bekamen vom Verfassungsschutz regelmäßig eine weiße Weste. Sie wurden von zig Verfahren freigesprochen und erhielten als kleine „Muntermacher“ unter anderem die Adressen von Antifa-Mitgliedern. Sodass sie diesen mal einen Besuch abstatten konnten. Der Gipfel dieser Ungeheuerlichkeiten: Politiker und hohe Tiere beim Verfassungsschutz, die all diese Skandale zu verantworten haben, werden nicht etwa zur Rechenschaft gezogen, sondern befördert. Katja und Clemens Riha liefern mit ihrer Dokumentation V-Mann-Land einen beeindruckenden Beitrag zu einem dringend reformbedürftigen System.

Bilder: rbb/Thorsten Backofen / V-Mann-Land 

Verfügbar bis: 31. August 2016