< Legale Drogen imitieren die Wirkung illegaler Drogen. Foto: © Lutz Neumann

Uppers, Downers, Laughers, Screamers: Dokus über den Rausch

Mediasteak | 28. Februar 2016

„Wir hatten zwei Beutel Gras, 75 Kügelchen Mescalin, fünf Löschblattbögen extrastarkes Acid, ein Salzstreuer halbvoll mit Kokain, ein ganzes Spektrum vielfarbiger Uppers, Downers, Heuler, Lacher (…) und zwei dutzend Poppers.“

Mit diesem seriös geplanten Drogenvorrat steigt Raoul Duke – aka Hunter S. Thompson – gemeinsam mit seinem Anwalt ins Auto für den Trip ihres Lebens im berühmten Summer of Love. „Fear and Loathing in Las Vegas“ zeigt uns höchst unterhaltsam die ganze Palette der Zugedröhntheit.

Drogen sind immer wieder ein beliebtes Thema in Film und Fernsehen, in Trainspotting zum Beispiel, Lammbock, Blow oder der Kultserie Breaking Bad. Doch hinter jeder so unterhaltsamen Komödie stehen auch die realen Geschichten von Sucht, Paranoia, Wahnsinn und Schrecken.

Wir haben dazu ein paar Filmtipps zusammengestellt.

The Real Walter White | Vice

„I did it for me, I liked it, I was good at it and I was alive“, das sind Heisenbergs Worte. Während dieser in der finalen Staffel von Breaking Bad alles daran setzt, sich und sein Drogenimperium am Leben zu erhalten, bangt „Real Life“-Walter White Tag um Tag der nächsten Gerichtsverhandlung entgegen.

Sein Verhängnis: Chrystal Meth. Seine Strafe: lebenslänglich.

Walter White existiert wirklich. Die Geschichte seines realen Lebens liest sich wie ein Drehbuch. Und so gewährt uns „Vice“ einen kurzen Einblick in den Alltag des Meth-Kingpins von Alabama und klärt die Frage, ob sich sein Produkt auch im wahren Leben durch die berüchtigte blaue Färbung auszeichnet.

High Maintenance: Olivia | Webserie

In der Web-Serie „High Maintenance“ beliefert ein namenloser Cannabis-Kurier hippe Kunden mit bemerkenswerten Neurosen und anderen Problemen. Jede Episode trägt den Namen eben jener kiffenden Protagonisten und gibt uns intime Einblicke in ihr hartes Leben als junge New Yorker, die sich mit Erste-Welt-Problemen rumschlagen müssen. Und der liebenswerte Dealer ohne Namen, eigentlich der heimliche Star der Serie, wird jedes Mal ungewollt Teil der desaströsen Ereignisse.

Besonders sehenswert: Die Episode „Olivia“. In dieser Folge wird schön überzogen die oberflächliche Bussi-Bussi-Attitüde zweier BFFs dargestellt, die gar nicht kiffen, aber ihr Dope gegen Coke tauschen wollen. Awesome!
Hier findest du alle Episoden

Shore, Stein, Papier | zqnce

„Es wurde ganz warm, von unten, wie so ’ne Welle“, so beschreibt $ick seinen ersten Rausch auf Heroin. Mit 15 das erste Mal geraucht und „direkt drauf hängengeblieben“, dauert es ungefähr ein halbes Jahr bis $ick kapiert, dass er Heroin raucht, denn auf der Straße wird das Rauschgift einfach nur Shore genannt.

Seine Mutter bekam seine Heroinabhängigkeit mit als sie „Den Drogenreport“ auf ZDF im Fernsehen sah und ihr klar wurde, dass die ganzen Folien und Röhrchen im Bettkasten ihres Sohnes nicht zum Rauchen von Cannabis-Öl benutzt werden.

Ungeschönt und nüchtern erzählt Ex-Junkie $ick in der YouTube-Serie „Shore, Stein, Papier“ von seinem Leben als ehemaligen Drogenabhängiger. Inzwischen sind 191 Episoden online und jeden Mittwoch gibt es neue Geschichten „aus einem Leben inmitten von Frühstücksblech und Affen, Kokarausch und Wahn, Beschaffungskriminalität und Drogendeals, Knastschlägerei und Flucht“. Die Internetserie hat den Grimme Online Award 2015 gewonnen.

Legally High | Viewster

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„Why grow old when you can die young?“

Sie schnupfen, spritzen, schlucken: Vor laufender Kamera dröhnen sich Jugendliche in Redcar, North Yorkshire zu. Sie konsumieren Drogen, die sie zum Zeitpunkt der Dreharbeiten völlig legal im Internet bestellt haben – sogenannte Legal Highs – Substanzen, die als „Experimentalchemie“ angeboten werden.

Um das Betäubungsmittelgesetz zu umgehen, mischen zwielichtige Chemiker immer wieder neue Stoffe zusammen und entwerfen somit legale Drogen, die noch nicht unter den registrierten Stoffen aufgelistet sind. So auch Doctor Zee, der Godfather of Mephedron – ein Amphetamin, das Hauptbestandteil der Legal Highs war, bevor es verboten wurde.

Selbstverständlich testet Dr. Zee jede Droge an sich selbst, er will ja schließlich niemanden als Versuchskaninchen missbrauchen. Klar. Besteht der Stoff dann noch die etlichen Tierversuche, wird er in China und Indien tonnenweise produziert, um ihn dann als billige Designer-Droge nach Europa zu verschiffen.

Und die Leidtragenden dieses florierenden Geschäfts? Junge Leute, die ihre Langeweile und die Perspektivlosigkeit in ihrem Leben im Rausch ersticken. Die Doku „Legally High“ nimmt uns im wahrsten Sinne des Wortes mit auf einen Trip in die düstere Welt der legalen Drogen.

Voll auf Heroin | Arte

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Der Missbrauch von Schmerzmittel ist in den USA weit verbreitet. Bei einfachen Zahnschmerzen werden den Patienten teilweise hochabhängig machende Medikamente verschrieben. Diese enthalten Opiate und sind deshalb hier in Europa verboten oder werden nur an Krebspatienten und unheilbar Kranke ausgegeben. Einmal mit dem Stoff in Berührung gekommen, haben viele Patienten das Verlangen nach mehr.

So erging es auch Jenifer, die sich die Pillen irgendwann auf dem Schwarzmarkt beschaffte und über ihren Dealer an das wesentlich billigere Heroin gekommen ist. Dokumentarfilmerin Sophie Nivelle-Cardinale war vor Jahren als Au-Pair im idyllischen Vermont in der liebevollen Familie von Jenifer und ihrem Bruder Mikael, die sie damals hütete und die heute beide heroinabhängig sind.

Oft kehrte Nivlle-Cardinale zurück und versucht nun in ihrem Filmprojekt zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Denn anders als wir es vielleicht vermuten würden, kommen in den USA 90 Prozent der Heroinabhängigen aus der weißen, amerikanischen Mittelschicht.

Hier ist der Link zur Doku.

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