< NDR-Reporter Michel Abdollahi begibt sich ins Nazidorf Jamel

Im Nazidorf | NDR

Stephanie | 01. Dezember 2016

„Herzlich Willkommen“ lautet ein Schild im Nazidorf Jamel in Mecklenburg-Vorpommern. Wie willkommen man in Jamel letztlich ist, hängt stark von der politischen Gesinnung des Besuchers ab. Es gibt genügend Hinweise darauf, wie diese aussehen soll: Da findet man unter anderem einen Wegweiser, auf dem der Geburtsort Hitlers ausgeschildert ist oder die Wandmalerei einer arischen Familie mit der Inschrift „frei – sozial – national“. Reporter aus aller Welt haben das Dorf bereits besucht. Diese kratzten bisher jedoch nur an der Oberfläche. NDR-Reporter Michel Abdollahi geht einen Schritt weiter. Er will mit den Anwohner Jamels ins Gespräch kommen, sie ein wenig kennenlernen. Einen Monat nimmt er sich dafür Zeit, lässt sogar eine kleine Hütte errichten, in der er die vier Wochen über hausen möchte.

Im Nazidorf bleibt man unter sich

Mit wenigen gelingt es Michel Abdollahi, in Kontakt zu treten. Dies mag nicht verwunderlich sein, da die Bewohner offensichtlich wissen, welcher Ruf ihre Dorfgemeinschaft beiwohnt. Um sich nicht „um Kopf und Kragen zu reden“, wie ein Jameler von Dorfchef Sven Krüger ermahnt wird, soll man das Wort ihm überlassen. Sich selbst bezeichnet Krüger als leider „zu dämlich“, um studiert zu haben. Ein charismatischer und effektiver PR-Mann des Dorfes ist er trotzdem. Kaum zu glauben, dass dieser Mensch, den sogar Abdollahi „irgendwie auch ein bisschen sympathisch“ findet, unzählige Vorstrafen hat, im Gefängnis saß und ein bundesweit bekannter Rechtsextremist ist.

Im Nazidorf zeigt eine beängstigende Parallelwelt

Im Nazidorf gibt einen faszinierenden Einblick in eine beängstigende Parallelwelt aus Rassismus und Hass. Reporter Abdollahi konfrontiert die rechten EinwohnerInnen Jamels mit ihrer offenen Zelebrierung von Nazi-Symbolen oder seinem eigenen Migrationshintergrund und forciert somit spannende und vielsagende Situationen. Es kommen zudem auch Jameler Aktivisten gegen Rechts zu Wort und berichten von Drohungen, Übergriffen und ihrem anhaltenden Engagement: „Man hat uns getroffen, aber man hat uns nicht zerstört.“

 

Verfügbar bis: 03. Oktober 2025
Kategorien: Gesellschaft, Politik