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Die schönsten Plätze zum Sterben

Sophia | 17. November 2017

„Wenn es keine Toten gibt, gibt es für uns auch kein Leben.“

Für einige sind sie unheimlich, für manche einfach nur friedlich – und für wieder andere sind sie lebensnotwendig: Friedhöfe. Es gibt sie auf der ganzen Welt, denn gestorben wird überall.

Bernd Schaarmann, aufgewachsen als Sohn von Bestattern, war von jeher fasziniert vom Tod und den verschiedenen Arten, mit ihm umzugehen. Für seinen Film Die schönsten Plätze zum Sterben begab er sich auf eine Weltreise der besonderen Art.

Die schönsten Plätze zum Sterben – wenn der Tod lebendig wird

Seine Suche nach den schönsten Orten zum Sterben führte ihn nach Argentinien, Manila, Sulawesi und Kairo. Er besuchte Familien, die zwischen Gräbern und in Mausoleen leben – auf den Leibern ihrer Hinterbliebenen, oder Fremder. In Manila und Kairo sind es ganze Familien, die sich auf den Todesstätten häuslich eingerichtet haben, denn hier ist es sicherer als in den Slums der Städte. So richtig erlaubt ist das Leben zwischen Toten natürlich nicht. Doch mangelnder Wohnraum und fehlendes Geld lassen den Menschen oft keine andere Wahl.

In Sulawesi bekommen wir Einblicke in das Totenritual der Toraja. Hier können zwischen dem Tod eines Angehörigen und dessen Beerdigung Jahre vergehen. Solange lebt man mit dem Verstorbenen unter einem Dach. Das Ritual kostet nämlich viel Zeit und Geld – wenn es dann soweit ist, wird dafür kräftig gefeiert.

„Der Tod ist für mich das Leben.“

Ricardo fährt Tote durch ganz Südamerika – mit seiner Camioneta gibt er ihnen das letzte Geleit und überführt sie zu ihren Familien. Der Stadtteil in Buenos Aires, in dem er aufgewachsen ist, zählt zu den gefährlichsten der Metropole – ein Toter auf der Straße ist für ihn schon lang nichts außergewöhnliches mehr.

Was viele zu verdrängen versuchen, ist für andere Alltag. Die Koexistenz von Leben und Tod  ist es, was Schaarmann in seinem Film auf ehrliche, sehr berührende Weise porträtiert. Die Premiere seines Werkes erlebte er leider nicht mehr – 2014 verstarb er überraschend im Alter von 46 Jahren.

Wenn euch das Thema auch so fasziniert, gibt es hier eine Doku über den berühmtesten Friedhof Berlins.

In diesem Bildband findet ihr ästhetische Motive von historischen Friedhöfen in Deutschland, Italien, Irland, den USA:

Bild: © WDR/Bernd Schaarmann

Verfügbar bis: 22. November 2017
Kategorien: Gesellschaft, Kultur, Urban