< Die Doku Bunch of Kunst erzählt vom Aufstieg der britischen Band Sleaford Mods. Dabei erfährt man, wie es ist, wenn man von Tausenden verehrt wird.

Bunch of Kunst – Doku über Sleaford Mods

Paul | 31. August 2017

„Junge Leute unterschreiben Major-Plattenverträge, bloß um über die Liebe zu singen. Hey, ich glaube ja an die Liebe. Aber for fuck’s sake: Wen interessiert das, wenn du von 15 Pfund in der Woche überleben musst?“ – Jason Williamson

Bunch of Kunst erzählt vom Aufstieg der Sleaford Mods, Iggy Pops Lieblingsband aus Nottingham. Nach sieben Alben in nur sieben Jahren war der Durchbruch geschafft. Der Dokumentarfilm begleitet Jason Williamson und Andrew Fearn dahin.

Treibende Kraft: grenzenlose Wut

Während ihres Aufstiegs haben sie sich und ihre Musik kaum geändert. Seit mittlerweile zehn Alben rappt Jason Williamson seine wütend-poetischen Zeilen auf die polternden Post-Punk Beats von Andrew Fearn. Der Stoff geht ihm dabei nie aus. Er zeigt, dass man als Provinz-Engländer viel hat, auf das man sauer sein kann: das Arbeitsamt, die Conservative Party, Brexit und abgehobene Promis. Er überlässt dumpf-rechten Wutbürgern, die immer noch die Rückkehr des längst vergangenen Königreichs herbeisehnen, nicht länger das Feld.

Öde Kleinstadt, unsicherer Job, keine Perspektive

Ihren eigenen Erfolg wollen sie dabei gar nicht so richtig ernst nehmen. Und auch nicht, dass Kritiker weltweit ins Schwärmen geraten und sie zur „Stimme des Volkes“ erheben. Auch wenn das viele befragte Fans in Bunch of Kunst genauso sehen – Williamson kann’s nicht mehr hören: „I think I’ve bitten off more than I can chew with this ‚voice of the people‘ tag they keep fucking giving us…they can stop that bollocks.“

Trotzdem ist dieses Label, das ihnen anheftet, irgendwo richtig: Denn die Sleaford Mods artikulieren, was viele Abgehängte empfinden. Wieso gelingt ihnen das so gut? Weil sie lange Zeit selbst zum Prekariat gehörten: Williamson verpackte das tiefgefrorene Hühnchen in Paketen, Fearn war erfolgloser DJ und hielt sich mit Mini-Gigs in kleinen Clubs über Wasser, und ihr Manager war 15 Jahre lang Busfahrer im öffentlichen Nahverkehr. Sie wissen, wie es ist in einer langweiligen Kleinstadt ohne sicheren Job und Perspektive. Denn sie lebten in einer langweiligen Kleinstadt ohne sichere Jobs und Perspektive. Und sie wissen, dass es anders sein könnte. Darüber sind sie wütend. Und das schreien sie in die Welt.

Sleaford Mods-Doku – so mitreißend wie ihre Musik

Bunch of Kunst ist so mitreißend, wie die Musik der Sleaford Mods: Wenn Williamson anfängt zu brüllen, dann ballen sich noch so grazile Finger zu Fäusten. Doch darüber hinaus bietet die Musikdoku auch einzigartige Einblicke in ein Rockstarleben. Man wird Zeuge der zerreißenden Nervosität vor Auftritten. Und gleichzeitig wird man angeregt, die messianisch anmutende Verehrung, die wir unseren Popstars entgegenbringen, zu hinterfragen.

Hier findet ihr eine Zusammenstellung unserer Lieblings-Musikdokus!

Bild: © Bunch of Kunst/D. Waldhecker/ arte

Verfügbar bis: 10. September 2017
Kategorien: Gesellschaft, Kultur