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Blau ist eine warme Farbe

Andy | 14. Mai 2018

Achtung: Blau ist eine warme Farbe ist keine Empfehlung für Netflix & Chill – das ist eher arte-Mediathek-&-drei-Stunden-Katharsis. Regisseur Abdellatif Kechiche erzählt in poetischen Bildern eine herzzerreißende Liebesgeschichte; dramatisch und doch wie aus dem Leben gegriffen. Dass es dabei um die Liebe zwischen zwei jungen Frauen geht, bleibt eher triviale Randnotiz. Wie es eben auch sein sollte!

Während die französische Indie-Produktion die Hauptdarstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos zu Weltstars machte und gehört er ebenso jetzt schon zu den Kult-Filmen der Queer-Community.

Palme d’Or für die Hauptdarstellerinnen

Zufällig kreuzen sich die Wege der Protagonistinnen. Adèle ist 18, Schülerin, unerfahren, auf sexueller Selbstfindung. Emma studiert, ist Künstlerin und ein Freigeist. Vom ersten Zusammentreffen an kann man die Spannung zwischen den beiden förmlich in Scheiben schneiden. Nicht zuletzt durch die großartige Darbietung von Seydoux und Exarchopoulos, die beide die Palme d’Or für ihr Spiel erhielten. In zwei Stunden und 52 Minuten werden wir hereingerissen in die Hochs und Tiefs dieser stürmischen Liebe. Eine Liebe, die von den Hürden des Alltags, dem sozialen Umfeld und psychischen Problemen langsam in Fetzen gerissen wird. Das hat hier und da natürlich auch seine Längen; ein kleines Manko, das man am Ende aber gerne verzeiht.

Blau ist eine warme Farbe

Ungeschminkt und hüllenlos präsentiert sich die Geschichte von Blau ist eine warme Farbe. Der Regisseur zwingt seine Darstellerinnen in gnadenlose Nahaufnahmen. Da klebt am Mund noch die Bolognese-Sauce, der Rotz läuft aus der Nase und teilweise fragt man sich, ob man nicht doch einen sehr ästhetischen Lesben-Porno schaut. Das ist unangenehm – wunderschön unangenehm!

Protagonistinnen in den Wahnsinn getrieben

Schon jetzt ranken sich die Mythen um die Entstehung des Liebes-Epos. Zum Beispiel sollen die brutalen Arbeitsmethoden des Regisseurs die Protagonistinnen in den Wahnsinn getrieben haben. Beide stellten klar, sie würden niemals wieder mit Abdellatif Kechiches arbeiten wollen. Aber brutal hin oder her: Blau ist eine warme Farbe ist brutal gut und weit entfernt von weichgespülter, 08/15 Hollywood-Ästhetik. Einer der besten Filme, der es in den letzten Jahren aus Frankreich auf den internationalen Markt geschafft hat. Anschauen!

Außerdem findet ihr einen weiterer Film des Regisseurs – Couscous mit Fisch hier zum Streamen.

 

Bild: Wild Bunch

Verfügbar bis: 20. Mai 2018
Kategorien: Film & Serie, Liebe & Sex